Stromnetze entwickeln sich zur wichtigsten Säule zum Austausch von Energie. Sie verbinden Erzeugungs-, Speicher- und Verbrauchsinfrastrukturen auf allen Netzebenen miteinander.
Hochspannungsnetze transportieren Energie mit hoher Leistung und verlustarm über weite Distanzen und eignen sich daher besonders für den überregionalen Energieaustausch.
Verteilungsnetze stellen die Verbindungen zu den urbanen und industriellen Verbrauchern her und machen ca. 98 Prozent des gesamten deutschen Stromnetzes aus.
Dezentrale Erzeuger integrieren
Stromnetze waren ursprünglich so konzipiert, dass die in wenigen zentralen Kraftwerken erzeugte Leistung dem sich ständig ändernden Bedarf der Verbraucher nachgeführt wurde. Eine stetig anwachsende Anzahl dezentraler Erzeuger in den Verteilnetzen führt jedoch dazu, dass die Betriebsführung zur Netzstabilisierung komplexer wird und die Mindestanforderungen (z.B. erweiterte Regelungsmöglichkeiten, Kommunikationstechnik) an dezentrale Erzeuger steigen, um einen sicheren Systembetrieb der Stromnetze gewährleisten zu können.
Erzeugung und Verbrauch müssen jederzeit in Balance sein.
Frequenz und Spannung sind in engen Grenzen konstant zu halten, um Schäden an Verbrauchern zu vermeiden. Für die Stabilität der Stromnetze sorgen sogenannte Systemdienstleistungen wie Regelenergie zur Frequenzhaltung, Blindleistung zur Spannungshaltung, Versorgungswiederaufbau, Netzbetriebsführung.
Stromnetze für Erneuerbare
Die Stromproduktion aus Wind und Sonne steigt signifikant und fluktuiert mit dem Wetter. Der Ausbau der Stromnetze in Deutschland und Europa trägt zum Ausgleich der Schwankungen bei und ermöglicht die Integration von dezentralen, volatilen Erzeugern. Dezentrale Erzeuger und Speicher mit Regelungsmöglichkeiten (autark oder auf Abruf) haben das Potenzial, die Kapazität des Stromnetzes optimal auszuschöpfen. Der Einsatz von nicht-fluktuierenden erneuerbaren Energieerzeugern muss konsequent dann erfolgen (können), wenn ihre Vorteile (Speicherbarkeit von Brennstoff und teilweise Kompensation volatiler Wind- und Solarkraft in der Strom- und Wärmeerzeugung) für das Energiesystem am größten sind.
KI für Stromnetze
Als Schnittstelle zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch besitzen Stromnetze ein zentrales Koordinierungspotenzial für das Stromversorgungssystem, das jedoch durch die organisatorische Trennung von Stromtransport und Stromerzeugung bzw. -handel (Unbundling) eingeschränkt wird. Die intelligente Vernetzung steuerbarer Erzeuger und Verbraucher sowie zunehmend auch Speicher durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien schafft die notwendige Flexibilität im System.
Potenziale von Stromnetzen
Der im Rahmen der Energiewende notwendige Aus- und Umbau der Stromübertragungs- und -verteilnetze in den nächsten Dekaden bietet die Möglichkeit, Stromnetze stärker in den Fokus der Forschung zu rücken und dabei ihre systemische Bedeutung stärker anzuerkennen.
Das BMWi skizziert auf der Grundlage von Studien in dem Impulspapier „Strom 2030“ langfristige Trends für den Stromsektor, aus denen sich sowohl energiepolitische Aufgaben als auch Forschungsaufgaben für die kommenden Jahre ableiten lassen.
Transformation der Stromnetze
Forschungs- und Entwicklungsbedarf für Stromnetze
Vermaschte Hochspannungs-Gleichstromsysteme
Interaktion der Übertragungs- und Verteilungsnetzebenen
fortgeschrittene Prognoseverfahren zur verbesserten Steuerung von Verteilnetzen
Informations- und Kommunikationssysteme inkl. Schnittstellendefinition für den Netzbetrieb (u.a. Online- und Prognoseverfahren für die Netzeinsatzplanung sowie bidirektionale Energiemanagement- und -handelssysteme für den Dialog zwischen Energieerzeugern, Verteilern und Verbrauchern)
Stromnetze als „Internet der Energie“ (Transport von Energie UND Informationen)
intelligente und flexible Netzbetriebsmittel
Steuer- und Regelstrategien für intelligente Komponenten, Konzepte und Wirkungen von smart grids
Regelung stromrichterdominierter Netze
Standardisierung der Schnittstellen und Charakterisierung der Technologien für die Planung und Wartung flexibel erweiterbarer Systeme
Energiemanagement und Managementzentralen für die Wartungsoptimierung vieler verteilter Einzelanlagen
neue Netzmanagementsysteme und Netzregelungsverfahren für die technische, ökonomische und ökologische Optimierung (für alle Techniken und Netzebenen einschließlich der Niederspannungsebene)
Netzwiederaufbau unter Berücksichtigung erneuerbarer Energie
Management von Teilnetzbildung im Störbetrieb
Betriebssicherheit von kritischen Infrastrukturen
Systemdienstleistungen von Erneuerbare-Energie-Anlagen und Lasten
Werkzeuge für die Netzplanung und den Netzbetrieb
Analyse des solaren Strahlungsfeldes für eine optimierte Netzplanung und Netzbetriebsführung
Simulation von Netzen, Erzeugern, Verbrauchern und Speichern
Speichertechnologien, die sich robust in die Netzinfrastruktur einbetten
Bewertungsverfahren für die Planung und den Einsatz verschiedener Speichertechnologien im gesamten Stromnetz
Bereitstellung hoher Leistungen, z.B. durch Schwungräder, Super-Caps und supraleitende Spulen
zukunftsfähige Anpassung der Netzbepreisung (Netznutzung durch Stromeinspeiser und -nutzer) unter Beachtung von Gerechtigkeits- und Verteilungsaspekten
Aktuelle Materialien
Hier sehen Sie einzelne Artikel zum Thema „Stromnetze“. Eine komplette Übersicht über alle Publikationen finden Sie im Publikationsbereich.
Artikel aus "Themenhefte"
Themen 2023 – Forschung für ein resilientes Energiesystem in Zeiten globaler Krisen
Diese Broschüre informiert über die Forschungsthemen im FVEE zu: Energiebereitstellung Systemkomponenten Energienutzung Energiesystemgestaltung Außerdem finden Sie hier die Ziele des…
Artikel aus "Workshop-Ausgaben"
Workshop 2013: Sensorik für Erneuerbare und Ernergieeffizienz
Der Band enthält die Beiträge zum Workshop vom AMA Fachverband für Sensorik e.V. und vom ForschungsVerbund Erneuerbare Energien im März…
Artikel aus "Vortragsfolien"
Energiewende ermöglichen durch Niederspannungsbetriebsführung (Schön – IEE)
Systemstabilität durch Leistungselektronik (Quistorf – IWES)
Resiliente Stromnetze (Braun – IEE)
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Expert*innen
DLR
Dr. Karsten von Maydell
DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. Linder Höhe, 51147 Köln