Die energetische Nutzung von Biomasse ist ein wichtiger Baustein der Energiewende. Im Jahr 2017 hatte Biomasseeinen Anteil von 7,1 % am deutschen Primärenergieverbrauch (Quelle: BMWi / AGEE-Stat 2018). Dieser Anteil entspricht 54 % aller erneuerbaren Energien (EE)
Durch gute Speicherbarkeit und wetterunabhängigeVerfügbarkeit kann Bioenergie dazu beitragen, dienach Einsatz der Effzienztechnologien und derfluktuierenden erneuerbaren Energien noch verbleibenden Bedarfe bei Strom, Wärme und Mobilitätabzudecken, und damit insbesondere den Stromsektor zu stabilisieren.
Durch die Kombination von Bioenergie und anderenErneuerbaren sind alternative regionale Versorgungssysteme realisierbar.
Bioenergie ist Querschnittsthema über alle Sektoren
Bioenergie bietet zeitlich und räumlich flexible Lösungenfür Strom, Wärme und Kälte sowie für Mobilität. Dahermuss sie mit allen anderen Komponenten im Energiesystem intelligent verknüpft werden.
Strom Feste Biomasse wird in (Heiz-)Kraftwerkenverstromt; flüssige und gasförmige Biomasse kannmit Gasturbinen oder Motoren umgewandelt werden. Zukünftig werden die Anlagen flexibel betrieben,um zur Systemstabilisierung beizutragen. Neue Netzdienstleistungen wie Regelenergie und Residuallastdeckung entstehen. Nicht alle Kraftwerke könnendiese Aufgaben in gleicher Effzienz bewältigen.
Mobilität Biogene Treib- und Brennstoffe könnenfossile Kraftstoffe im Idealfall CO2-neutral ersetzensowie mobile und stationäre Brennstoffzellen versorgen. Für Biokraftstoffe ist die Bandbreite geeigneterRessourcen, technischer Ansätze und Endproduktesehr groß. Heutige Biokraftstoffe werden in der Regelaus öl-, zucker-oder stärkehaltigen Rohstoffengewonnen. Die Herstellung künftiger, verbesserter Biokraftstoffe wird auch Abfälle, land- und forstwirtschaftliche Nebenprodukte, Algen sowie verstärkt Lignocellulose nutzen. Zudem gibt es vielversprechende und erprobte Optionen, Biomethan als Erdgassubstitut mit guten Umwelteffekten im Verkehr zu nutzen.
Wärme/Kälte Durch Verbrennung ist Biomassedirekt in Wärme umwandelbar: als feste oder flüssigeBiomasse im Heizkessel, als Biogas oder Biomethan inGasthermen. Außerdem fällt bei der Umwandlungvon Bioenergieträgern in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen neben Strom immer Wärme an, die ressourceneffzient zum Heizen oder – mit Hilfe von thermisch betriebenen Kälteanlagen – zum Kühlengenutzt wird. In den Sommermonaten, wenn derBedarf an Wärmeleistung sinkt, dafür aber mehrKühlung bzw. Klimatisierung benötigt wird, bietetsich das Konzept der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung(KWKK) an. Insbesondere in Dampfprozessen kannBiomasse auch Prozessenergie bereitstellen.
Forschungsthemen für Bioenergie
Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung (KWKK)
Durch Kogeneration von Strom und Wärme/Kälte wird der Energiegehalt von Biomasse hocheffzient genutzt.KWKK-Anlagen für holzartige Biomasse sowie für Biogasund Biomethan sind in einem großen Leistungsbereichverfügbar und vielfältig einsetzbar. Verwendet werdenu. a.mit biogenen Gasen betriebene Stirling-Motoren,Dampfmotoren, Gasmotoren, (Mikro-)Gasturbinen,ORC-Anlagen (Organic Rankine Cycle Technik) undDampfturbinen.
Effziente Technologien Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung der Bioenergiesind energieeffziente, emissionsarme Konversionstechnologien. Eingesetzt werden biologisch-chemische,thermo-chemische und physikalisch-chemischeUmwandlungsprinzipien. Zentrale Herausforderung ist die Flexibilisierung dieserKomponenten zu „smarten“ Bereitstellungskonzepten:Dabei geht es einerseits um ein integriertes Energiesystem, in dem die Bioenergie zielgerichtet andere fluktuierende erneuerbare Energiequellen im optimierten Zusammenspiel ergänzt und andererseits um die gekoppelte stofflich-energetische Nutzung der Biomasse imRahmen der Bioökonomie (s. u.).
Integrierte stofflich-energetische Nutzung In der Bioökonomie wird die Ressource Biomasse durchdie Kopplung von stofflicher und energetischer Nutzungsowie Kaskadennutzung höchsteffzient eingesetzt.Es entstehen neue und verlängerte Nutzungspfade undWertschöpfungsketten. In Bioraffinerien wird dieProzessenergie klimaneutral aus einem Teil der eingesetzten Biomasse bereitgestellt oder als Energieträger ausgekoppelt. Die eingesetzten Rohstoffe werden vollständig genutzt und Nährstoffe können in geschlossenen Kreisläufen geführt werden.
Nachhaltige Rohstoffbasis Die Verfügbarkeit von Biomasse ist limitiert. Im Ausbau von Koppel- und Kaskadennutzung, dem Schließen von Stoffkreisläufen sowie der Nutzung biogener Reststoffe liegen aber noch erhebliche Ausbau- und Optimierungspotenziale. Um diese Potenziale zu heben, sind Lebenszyklusanalysen zur Nachhaltigkeitsbewertung ein wesentliches Element. Der Einsatz von Biomasse trägt in besonderem Maße zum künftigen Kohlenstoffkreislauf bei, bei dem im Sinne der Kreislaufwirtschaft die fossile Rohstoffbasis von Energie- und Industriesektoren durch nachwachsende Rohstoffe und Recyclingströme ersetzt wird.
Forschungs- und Entwicklungsbedarf für Bioenergie
Bioenergie soll technisch und ökonomisch effzienter sowie ökologisch verträglicher werden. Die Forschung zielt auf die optimale energetische Biomassenutzung.
F&E zur Einbindung von Bioenergie in dasEnergiesystem Bioenergie muss ganzheitlich, systembezogen undim Zusammenspiel mit den anderen erneuerbarenEnergieformen weiterentwickelt werden.
Systemanalyse der bedarfsgerechten Bioenergiebereitstellung und Ableitung von Steuerungselementen
Untersuchung der Bedeutung einer bedarfsgerechten Bioenergiebereitstellung im Rahmender Sektorenkopplung
Markt- und Optimierungsmodelle zur Einbindungvon Bioenergie ins Energiesystem, insbesonderejenseits des EEG: integrierte (inter-)kommunaleEnergiekonzepte zur Mobilisierung und Nutzungbiogener Reststoffe
Netzdienstleistungen von Bioenergieanlagen
ökologische Aspekte und Nachhaltigkeitskriteriender Biomasseproduktion und stofflich-energetischenNutzung
räumliche, strukturelle und politische Rahmenbedingungen der Bioenergieproduktion
Monitoringsysteme und Minimierung vonNutzungskonkurrenzen
Verbesserung der lokalen Effekte und sozialenAkzeptanz von Biomassebereitstellung undBioenergienutzung
F&E zur Bereitstellung von Strom, Wärmeund Kälte Die dezentrale und kosteneffziente Bereitstellung vonStrom, Wärme und Kälte im industriellen und privatenSektor soll weiter optimiert werden.
Anlagenkonzepte für die netz- und versorgungsstabilisierende Integration von Bioenergieanlagen inbestehende und zukünftige Infrastrukturen
Prozessregelung für die bedarfsgerechte Anlagenflexibilisierung
Entwicklung weitgehend emissionsfreier Kesseltechnik
Einbindung von ORC-Anlagen, Turbinen undVergasersystemen sowie (Mikro)-Kraft-Wärme-Kälte–Kopplungsanlagen
Verbesserung der Brennstoff- und Lastfexibilität vonKraft-Warme-Kälte-Kopplungsanlagen
Erhöhung des Wirkungsgrades durch neueMaterialien, Prozessoptimierung und innovativeKraftwerkskonzepte
Verlängerung der Lebensdauer insbesondere derhochbelasteten Heißgaskomponenten in Bezug auferhöhte Anzahl der Startvorgänge und Lastwechsel
Reduktion der Herstellungskosten insbesondere derhochbelasteten Heißgaskomponenten
Gasreinigungsverfahren zum Synthesegaseinsatz inBrennstoffzellen
Tools zur Planung und Wirtschaftlichkeitsbeurteilungvon Nahwärmenetzen mit Speichern auf Basis vonBiomasse
Untersuchung der Möglichkeiten, Solarthermie in Nahwärmenetzen zur Substitution von Biomasse zuverwenden
Auswirkungen einer verstärkten Biomassenutzungfür Prozessenergie auf die Bereitstellung von Flexibilitätsoptionen im Strommarkt
F&E zur Bereitstellung von Kraftstoff Biokraftstoffe stellen eine wichtige Alternative zufossilen Kraftstoffen dar. Ihr CO2-Minderungspotenzialmuss weiter ausgeschöpft und Nutzungskonkurrenzenmüssen reduziert werden.
hocheffziente Kraftstoffbereitstellung in neuenBioraffinerien
bevorzugte Nutzung von Biomasse zweiter undauch dritter Generation
Nutzung von erneuerbarem Strom undnachhaltigen C-Quellen
fermentative Herstellung von Energieträgern
Verfahren auf Basis von pfanzlichen Ölen und Reststoffen aus Industrie, Haushalten, Agrarproduktion,Forstwirtschaft und Algen
Maximierung des Kohlenstoff-Nutzungsgrades beider Kraftstofferzeugung
Neue Gastrenn-, Gasreinigungs- und Gaskonditionierungsverfahren
Entwicklung schadstoffresistenter, für den RohstoffBiomasse angepasster Katalysatoren zur Gaskonditionierung und Kraftstoffsynthese
Weiterentwicklung und Optimierung derBioraffineriekonzepte
Ökologische Bedeutung einer verstärkten Bereitstellung von Biotreibstoffen der ersten Generation als Kopplungsprodukte der Proteinherstellung
F&E zur nachhaltigen Integration derstofflichen und energetischen Nutzung in dieBiomasse-Produktionssysteme Biomasse dient als Ausgangsstoff vieler Wertschöpfungsketten. Die Forschung verfolgt eine gekoppelte,kaskadierende Nutzung. Auch bei einer energetischenVornutzung können stofflich nutzbare Produkteanfallen.
Energieträger / Prozessenergie aus Nebenproduktenstofflicher Prozesse
Entwicklung neuer Koppel- und Kaskadennutzungspfade
Integration der energetischen Nutzung in dieProzesse zur Verbesserung der Nachhaltigkeit derNahrungs- und Futtermittelproduktion (z. B. durchKombination der Pfanzenölproduktion mit der Nutzung des eiweißhaltigen Presskuchens als Tierfutter)
Prozesse zur Abtrennung von Nährstoffen und zumSchließen von Stoffkreisläufen
Prozesse zur Abtrennung von Wertstoffen
Integration neuer Wertschöpfungsketten in bestehende Bioenergieprozesse
Aktuelle Materialien
Hier sehen Sie einzelne Artikel zum Thema „Bioenergie“. Eine komplette Übersicht über alle Publikationen finden Sie im Publikationsbereich.
Artikel aus "Vortragsfolien"
Flexibler Einsatz von Biomasse (Backes – DBFZ)
Systemdienliche Wärmeversorgung aus Biomasse (Szarka / Lenz – DBFZ)
Diese Broschüre informiert über die Forschungsthemen im FVEE zu: Energiebereitstellung Systemkomponenten Energienutzung Energiesystemgestaltung Außerdem finden Sie hier die Ziele des…
Artikel aus "Themenhefte"
Themen 2023 – Forschung für ein resilientes Energiesystem in Zeiten globaler Krisen
Der Wärmesektor ist für über die Hälfte des Endenergiebedarfs verantwortlich – und damit auch für einen erheblichen Teil der klimaschädlichen…
Industrielle Prozesswärme im Kontext eines treibhausgasneutralen Energiesystems
Artikel aus "Forschungspolitische Papiere des FVEE"
Bioenergie für eine konsistente Klimaschutz- und Energiepolitik – Empfehlungen des FVEE
Die energetische Biomassenutzung stellt im Stromsektor einen ergänzenden Baustein dar, um verbleibende Energiebedarfe flexibel und kostengünstig zu decken, wenn Wind…
FVEE-Positionspapier: Erneuerbare Energien im Wärmesektor – Aufgaben, Empfehlungen und Perspektiven
Mit diesem Positionspapier möchte der FVEE einen Beitrag leisten zu einer fundierten Diskussion über adäquate Politikinstrumente für die Wärmewende. Es…
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Expert*innen
DBFZ
Karen Deprie
DBFZ Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH Torgauer Str. 116, 04347 Leipzig