Kohlenstoffmanagement

Der Klimawandel stellt uns vor enorme Herausforderungen. Die Aussagen des IPCC sind unmissverständlich: Zur Erreichung der anvisierten Klimaziele „well below 2°C“ bis zum Ende dieses Jahrhunderts müssen wir alle erdenklichen Anstrengungen auf uns nehmen, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu vermeiden und zusätzlich müssen wir CO2 der Atmosphäre langfristig entziehen. Das bedeutet, dass wir neben der „Defossilisierung“ unserer Volkswirtschaft sogenannte Restemissionen (engl. Residual oder hard-to-abate Emissions) durch die dauerhafte Entnahme von atmosphärischem CO2 kompensieren müssen, und zwar im Gigatonnen-Maßstab jährlich und das über Jahrzehnte hinaus. Zu den Restemissionen gehören z.B. prozessbedingte Emissionen aus Industrieprozessen wie bspw. Zement- und Kalkherstellung, Methan- und Lachgasmissionen der Landwirtschaft und der Müllverbrennung. Diese Notwendigkeit hat auch die Politik erkannt, was auf europäischer Ebene unter anderem in der Industrial Carbon Management Strategy, dem Carbon Removal Certification Framework oder dem Net-Zero Industry Act dokumentiert ist und auf deutscher Ebene unter anderem im BMWK-Eckpunktepapier “Langfriststrategie Negativemissionen zum Umgang mit unvermeidbaren Restemissionen (LNe)”, dem Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG), dem London Protokoll, der Carbon Management Strategie (CMS) sowie  der Holzbauinitiative (HBI) .

Negative-Emission-Technologies (NET)

Die damit verbundenen Maßnahmen und Technologien für die atmosphärische Entnahme, Speicherung und Nutzung von CO2 werden als „Negative-Emission-Technologies“ (NET) bezeichnet. Alle NET haben Vor- und Nachteile, besitzen Synergien oder konkurrieren in manchen Aspekten. Sie haben sehr unterschiedliche Technical Readiness Levels (TRL) und entsprechend unterschiedliche „Sweet Spots“ für ihre zeitliche und räumliche Anwendung. Eines scheint aber unumstritten: Wir werden viele dieser Technologien brauchen und die Technologien müssen schnell skalieren [https://www.stateofcdr.org/].

Da die NET zur Erreichung der Klimaziele aus heutiger Sicht unabdingbar sind und zeitnah hochskaliert werden müssen, braucht es nachhaltige Governance-Strukturen, weitere Innovationen, Investitionssicherheit und einen breiten gesellschaftlichen Diskurs. Aus Sicht des FVEE ist dabei zentral, dass die Optionen für NET nur als Kompensationsansatz für die o.g. nicht vermeidbaren Restemissionen dienen sollten und nicht dazu verleiten dürfen, die Nutzung fossiler Energiequellen zu verlängern.

Begriffserklärungen

Hier stellen wir einige Verfahren vor, mit denen sich CO2 aus der Atmosphäre entfernen und dauerhaft speichern lässt:

Biochar Carbon Removal (BCR) oder Pyrolosys Carbon Dioxide Carbon Capture and Storage (PyCCS) oder einfach Biochar (deutsch Pflanzenkohle)

Bei dieser Technologie wird das CO2 im ersten Schritt durch Photosynthese in Form von Biomasse der Atmosphäre entzogen. Durch einen Biomasse-Pyrolyseprozess wird das atmosphärische CO2 in Form von Kohle, genannt „Biochar“, gespeichert, solange die Biochar nicht wieder verbrannt wird. Neben der CO2-Senke entsteht bei dem Pyrolyseprozess nutzbare Energie in Form von Wärme und Strom.

Bioenergy Energy Carbon Capture and Storage (BECCS)

Bei BECCS wird (ebenso wie bei BCR) das CO2 durch Photosynthese in Form von Biomasse der Atmosphäre entzogen. In diesem Fall gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Biomasse-Konversionsprozesse, vor allem abhängig von der Biomasseart (z.B. Biomasse-Verbrennung oder Vergärung), die die Biomasse zu nutzbarer Energie (Wärme und/ oder Strom) und zu CO2 konvertieren. Bei BECCS wird das CO2 aus dem Abgas entnommen, der Standardprozess dafür ist heute Aminwäsche. Anschließend wird das CO2 verflüssigt und durch Verpressung in geologischen Sphären gespeichert, man spricht von „Sequestrierung“. Es ist auch eine Kopplung aus Biomasse-Pyrolyse und BECCS-Einheit möglich.

Direct Air Carbon Capture and Storage (DAC)

Hier wird Luft durch ein Filtermaterial geschleust und so das CO2 aus der Luft gefiltert. Das CO2 wird dann entweder mit Energieeinsatz aus dem Filtermaterial getrennt oder mit diesem gemeinsam in geologischen Sphären sequestriert.

Enhanced Rock Weathering

Hier wird die natürliche Alterung von Steinen durch das Zermahlen von Steinen beschleunigt. Bei der Alterung entstehen Karbonate auf der Gesteinsoberfläche, die das CO2 chemisch binden. 

Aufforstung und Wiederaufforstung

Bei der Aufforstung / Wiederaufforstung wird CO2 durch Photosynthese in Wäldern gespeichert. Jedoch muss die Biomasse in geeigneter Weise geerntet werden, da sonst das CO2 bei der natürlichen Verrottung der Biomasse wieder ausgestoßen würde.

Anreicherung von Bodenkohlenstoff

Bei der Anreicherung von CO2 in Böden kann durch geeignetes Bodenmanagement der Bodenkohlenstoffanteil schrittweise erhöht werden.

Ozean-Alkalisierung und Ozean-Düngung

Ozean-Alkalisierung bzw. Ozan-Düngung soll die CO2-Konzentration in Meeren reduzieren. Bei der Alkalisierung geschieht dies durch die Zugabe von Gesteinsmehl, welches CO2 bindet. Bei der Ozeandüngung wird versucht, durch gezielte Zugabe von Nährstoffen in den oberen Meeresschichten das Wachstum von Phytoplankton anzuregen, welches CO2 durch Photosynthese speichert.

Forschungsaktivitäten für NET und Kohlenstoffmanagement

Aktuell laufen in den Mitgliedseinrichtungen des FVEE diese Forschungsaktivitäten zum Thema:

1. Systemanalyse und Technikbewertung

Technologiebewertung von CO2-Abscheidung, Speicherung und Nutzung:

  • Analyse und multikriterielle Bewertung verschiedener CDR-Technologien und ihrer Potenziale (DBFZ, GFZ, IEG, Jülich, KIT, UFZ, ZSW, WI).
  • Analyse biogener Materialien zur CO2-Abscheidung (DBFZ)
  • Bewertung elektrochemischer DAC-Verfahren (KIT)
  • Nutzung von abgeschiedenem CO2 (DBFZ)

Ökologische Auswirkungen und Nachhaltigkeit:

  • Life Cycle Assessment (LCA) Analysen zur Bewertung der ökologischen Auswirkungen von CDR-Technologien (ISE, Jülich, UFZ).
  • Ressourcenanalyse (WI, DBFZ)

Infrastrukturanalysen:

  • CO2-Transport Modellierung (Jülich, IZES)
  • CO2-Infrastrukturen für die Speicherung im geologischen Untergrund (GFZ)

Energiesystemintegration und Sektorenkopplung:

  • Modellierung von CDR-Verfahren in nationalen und globalen Energiesystemmodellen zur Erreichung von Klimaneutralität (GFZ, UFZ, ISE, Jülich, ZSW, IZES, WI).
  • Treiber und Szenarien von biobasierte negative Emissionskonzepten (DBFZ)
  • Bioenergienutzung in Kombination mit Senken (UFZ, DBFZ, IZES)
  • Kopplung von CDR-Verfahren mit Energiesystemkomponenten z.B. Wärmekonzepte (GFZ, IEG, ISE).
  • Kopplung von DAC mit Lüftungsanlagen (KIT)

Ökonomische Aspekte und Marktpotenziale:

  • Techno-ökonomische Bewertung und Marktpotential von CDR-Verfahren (DBFZ, GFZ/RIFS, IEG, Jülich, ZSW, WI)
  • Analyse von CO₂-Märkten (IZES)
  • DAC-Marktentwicklung (ZSW, ISE, WI)

Rahmenbedingungen und politische Implikationen:

  • Untersuchung der gesellschaftlichen Akzeptanz (GFZ/RIFS, UFZ, IZES)
  • Teilnahme an Stakeholder-Dialogen und Entwicklung von Rahmenbedingungen für die Umsetzung von CDR-Maßnahmen (GFZ, WI).
  • ​​Negative Emissionen im Rahmen von internationaler Klimapolitik (GFZ-RIFS, WI)
  • Weiterentwicklung der SDGs der UN (GFZ/RIFS)
  • Stellungnahme zur nachhaltigen Bioenergienutzung inkl. Berücksichtigung von Negativemissionen (UFZ)

2. Optimierung und Weiterentwicklung von CO₂-Abscheidetechnologien, CO₂-/ C-Kreisläufe

CO₂-Abscheideprozesse an Punktquellen:

  • Individuelle Auswahl und Bewertung von Abscheideprozessen (IEG)
  • Optimierung von Adsorbentien für CO₂ Capture aus Punktquellen (Jülich)

Optimierung bestehender CO₂-Entzugs-Technologien:

  • Prozesssimulationen von Carbon-Capture-Prozessen
  • Untersuchungen zu verschiedenen Carbon-Capture-Technologien
  • Entwicklung von CO₂-Aufkonzentrierungsprozessen (IEG)
  • Entwicklung großtechnischer CO₂-Entzugsprozesse (IEG)

Entwicklung von Filtermaterialien (Absorptions- und Adsorptions-Technologien) für Direct Air Capture (DAC):

  • DAC-Filter Materialuntersuchung (ISE, Jülich, KIT, ZSW)
  • DAC-Filter-Materialentwicklung (Jülich, ISE)
  • DAC-Filter-Materialfunktionalisierung (Jülich, ISE)

Systemintegration für Direct Air Capture (DAC):

  • DAC-Systemsimulationen (Jülich)
  • DAC in Gebäude-Lüftungsanlagen (KIT)

Materialentwicklung, Entwicklung neuartiger Verfahren und Anlagenbau für Direct Air Capture (DAC):

  • Entwicklung neuartiger DAC-Technologien, Anlagen und Aufbau von Demonstratoren (ISE, KIT, ZSW)
  • Entwicklung von wäscher- und feststoffbasierten DAC-Anlagen (ZSW)
  • Weiterentwicklung von DAC-Prozessen mit Fokus auf Energieeinsparung und Kostenoptimierung (ZSW)

Entwicklung und Implementierung von neuartigen CO₂-Entzugs-Technologien:

  • Integration von DAC in Gebäude-Lüftungsanlagen und Entwicklung eines HVAC 2.0 Demonstrators (KIT)
  • Entwicklung von Prozessen zur Herstellung von CO-negativen Energieträgern/Chemikalien aus Biomasse (KIT)

Kohlenstoff-Kreislaufkonzepte:

  • Analyse und Bewertung von C-Kreislaufkonzepten (WI)

CO₂-Verwertung durch OxyFuel-Verbrennung:

  • OxyFuel-Verbrennung zur CO₂-Bereitstellung (ZSW)

3. CO₂-Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS)

Geologische CO₂-Speicherung (CCS):

  • Bewertung und Entwicklung von Prozessen für CO₂-Speicherung im Untergrund (GFZ, KIT, IEG)
  • Metaanalyse von CO₂-Speicherpotenzialstudien im Rahmen von CCS-Studien (WI)
  • Quantifizierung und Qualifizierung aller relevanten Prozesse bei CCS im Porengestein (GFZ)
  • Input für Gesetze, Verordnungen, Normung (GFZ)
  • Überwachung (geophysikalisch, geochemisch), Modellierung, Leitlinien für Integrität der Speicherstätte (GFZ)

Nutzungskonkurrenz und Systemkopplung CCS mit Erneuerbaren Energien:

  • CO₂-Speicherung im Untergrund in Kombination mit Geothermie (KIT)
  • Analyse von Nutzungskonkurrenzen oder Synergien der stofflichen Speicherung, z.B. von CO₂/H₂/geothermischer Energie im Untergrund (GFZ, IEG)

Wechselwirkung von CCS mit Bioökonomie:

  • Analyse von Nutzungskonkurrenzen und Synergien um Kohlenstoff in der Bioökonomie (DBFZ, UFZ)

Gesellschaftliche Akzeptanz:

  • Untersuchung der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Kommunikation im Kontext von CCS sowie Medienanalyse (GFZ, UFZ)

4. CO₂-Nutzung und -Umwandlung (Carbon Capture and Utilisation, CCU) und Negative Emission in Produkten

Umwandlung von CO₂ in Produkte und Rohstoffe:

  • Bio-Energy Carbon Capture Usage and/ or Storage (BECCUS) (DBFZ)
  • Entfernung von CO₂ aus Punktquellen und Nutzung (herion, Jülich)
  • Power-to-X , Synthese von Kraftstoffen (z.B. Methanol) aus CO₂-Quellen und Elektrolyse (ISE, KIT, Jülich)
  • Umwandlung von CO₂ in Basischemikalien und synthetische Kraftstoffe in katalytischen Membranreaktoren auch unter Nutzung solarthermischer Wärme (Jülich)
  • Entwicklung eines Prozesses zur Herstellung von Methanol aus CO₂ und Wasser aus einer Direct Air Capture-Anlage (Jülich)
  • Entwicklung von Materialien und Prozessen für CO₂ capture für die Synthese von Kraftstoffen (Jülich)
  • Entwicklung von Elektrolyseverfahren von CO₂ zu Ameisensäure und CO sowie von Elektrolysekatalysatoren CO₂ zu Ethanol (Jülich, WI)
  • Entwicklung, Skalierung und Bewertung elektrochemischer Technologien zur Nutzung von CO₂ und EE-Technologien (UFZ)
  • Untersuchung und Skalierung der elektrochemischen Konversion von CO₂ in C1-Körper (Formiat/ Ameisensäure, Methanol) zur biologischen Synthese von Grund- und Feinchemikalien (UFZ)
  • Einsatz von BECCS in der Grundstoffindustrie und Thermischen Abfallbehandlungsanlagen (WI)
  • Prozess-Bewertung und -Entwicklung zur Nutzung von CO2 als Synthesegas zur Energiespeicherung (ZSW, Jülich)
  • Elektrochemische Umwandlung von CO₂ zu Grundchemikalien und Brennstoffen (Jülich)
  • Entwicklung von Katalysatoren, Charakterisierung und Untersuchungen an CO₂-Elektrolyseuren (Jülich)
  • Biochar als Koppelprodukt aus der Herstellung von biobasierten Energieträgern/Chemikalien (KIT)
  • Neuartige Prozessrouten zur Herstellung von CO2-negativen Energieträgern/ Chemikalien aus Biomasse (z.B. mittels integrierten BECCS/ Biochar Konzepten) (KIT)

Material- und Prozessentwicklung für Negative Emission in Produkten

  • Entwicklung von CO₂-Speicherung im Bausektor (IEG, KIT)
  • Neuartige Verfahren zur langfristigen Bindung von CO₂ mittels Bergbauabfällen (KIT)
  • Funktionalisierung von biogenen Kohlenstoffen für langlebige Produkte (ISE)

CO₂-Infrastruktur:

  • Infrastrukturen für grünes/klimaneutrales CO₂ (IZES)

Ganzheitliche Bewertung:

  • Ganzheitliche Bewertung biobasierter Produkte (UFZ)
  • Potenzialanalysen von BECCS und DACCS für CCU, insb. in der Grundstoffindustrie (WI)
  • Bewertung der Klimaschutzwirkung von CCU (WI)

5. Sektorenkopplung und Systemeffizienz

Sektorenkopplung und Effizienzsteigerung:

  • Sektorenkopplung und Systemeffizienz (DBFZ, ISE, Jülich)
  • Simulation des Betriebsverhaltens von CO₂-Entzugsprozessen in Abhängigkeit von z.B. elektrischer Energie und Wärme (IEG)
  • Untersuchung der Integration von NETs in erneuerbare Energiesysteme (ISE, Jülich)
  • Wirkungen von DACCS auf den Stromhandel (IZES)
  • Power-to-X als Systemkomponente und Forschung zur Netzintegration von Elektrolyseuren (KIT)
  • Synergien zwischen Herstellung von Energieträgern aus Biomasse und Wasserstoffwirtschaft (KIT)
  • Kopplung von Hochtemperatur-Wärmespeicherung mit CO₂-Wandlungstechnologien (KIT)
  • Carbon-Capture-Technologien als Teil industrieller Prozesse

Berücksichtigung aller Systemkomponenten zur Effizienzsteigerung:

  • Betrachtung der Interaktion von BECCS mit anderen Bioenergiedienstleistungen (DBFZ)
  • Untersuchung des flexiblen Betriebs von DAC-Anlagen zur Integration erneuerbarer Stromspitzen (ISE)

6. Nachhaltige CO₂-Management-Technologien und Kohlenstoffkreisläufe

Reduzierung des Ressourcenverbrauchs und Emissionen:

  • Modellrechnungen (REMod) zur kostenoptimierten Nutzung von Biomasse (ISE)

Etablierung von Kohlenstoffkaskadennutzung und Circular-Economy:

  • Abscheidung von biogenem Kohlenstoff und dessen Speicherung (GFZ)
  • Untersuchung der Kohlenstoff-Budgets von Natur- und Kulturlandschaften (GFZ)
  • Entwicklung technischer Prozesse zur Nutzung biogener Reststoffe und kaskadierten Kohlenstoffnutzung (KIT)
  • Forschung zu neuen Prozessrouten zur Herstellung von elementarem Kohlenstoff aus CO₂ (KIT)
  • Forschung zur Circular Economy und Kaskadennutzung von Materialien (ISE)
  • Analyse negativer Emissionen bei stofflichen Nutzungskaskaden von biogenen Roh-/Reststoffen (IZES)

Wechselwirkung von Kohlenstoffspeicherung und Ökosysteme bzw. Biodiversität:

  • Untersuchung der potenziellen Auswirkungen von Kohlendioxidentfernung (CDR) auf die Biodiversität (UFZ)
  • Satelliten- und observatoriengestützte Überwachung von Wald- und Landnutzungsänderungen und deren Kohlenstoffauswirkungen (GFZ)
  • Wiederherstellung von Moorgebieten und Emissionenüberwachung (GFZ)
  • Geochemische Experimente und Modellierung für Enhanced Weathering (GFZ)

7. Ökonomie

Entwicklung von Wirtschaftsmodellen (auch Bioökonomie) zur Finanzierung von CO2-Entzugstechnologien und Senken:

  • Bewertungsrahmen für Bioenergiestrategien mit BECCU/BECCS (DBFZ)
  • Identifizierung von Technologien und Praktiken zur Maximierung der Kohlendioxidentfernung unter verschiedenen Szenarien (DBFZ)
  • Analyse von biogenen Rest- und Abfallstoffpotenzialen zur Grundlage für eine Bioökonomie (DBFZ, IZES)
  • Untersuchung der Nutzung nachhaltiger Biomasseströme zur Erzeugung negativer Emissionen (UFZ)
  • Untersuchung von Kaskadennutzungen der Biomasseströme (UFZ, IZES)
  • Untersuchung des Einsatzes von CDR-Technologien (z.B. BECCS) und CDR-Praktiken (z.B. für Land- und Forstwirtschaft, Moorgebiete), um verschiedene Annahmen (Szenarien) zu maximieren (z.B. hinsichtlich Kosteneffizienz, Umweltverträglichkeit, soziale Akzeptanz). (UFZ)
  • Bewertung von Politikinstrumenten für den effizienten Einsatz agrarischer CDR-Maßnahmen (UFZ)
  • Bewertung neuer Biomasse-Arten (z.B. Biomasse aus der Paludikultur, aus Makroalgen) hinsichtlich Vermeidung von Konkurrenz um Land und Ressourcen (UFZ)
  • Spezifische Fragen zu landnutzungsbasierten CDR-Maßnahmen in der Landwirtschaft im Rahmen des Projekts GONASIP (UFZ)

Bewertungsverfahren und Standards, neue Marktmodelle:

  • Multikriterielle Bewertungsrahmen für biobasierte negative Emissionskonzepte (DBFZ)
  • Analyse der Zahlungsbereitschaft für die Bereitstellung von CDR-Leistungen und Ökosystemleistungen (UFZ)

Techno-ökonomische-Aspekte:

  • Technoökonomische Bewertung neuer Verfahren für DAC und DOC (KIT, FZJ)
  • ökonomische Optimierung von technischen CO₂-Entzugsprozessen (IEG)
  • Marktprognosen von Negativen Emissionstechnologien (ISE)

8. Digitalisierung

Etablierung von Datenbanken für CO₂- und C-Senken und Emittenten:

  • Etablierung eines virtuellen CCS-Observatoriums zur Szenarienbildung. Prognoese von Langzeiteffekten bei gekoppelten Prozessen (GFZ)
  • Aufbereitung diverser biobasierter Optionen zu negative Emissionen in Datenbanken wie OpenAgrar und interne Datenbanken (Projekt BioNET) (DBFZ)

CO₂-Management:

  • Arbeit zu Punktquellen und räumlicher Verteilung von biogenen Rest- und Abfallstoffpotenzialen für die Bioökonomie (DBFZ)

Smarte Kopplung von Technologien und Senken im Energiesystem:

  • Entwicklung von Modellen zur Simulation von DAC in großen Gebäude-Lüftungsanlagen und Generierung entsprechender Datensätze (KIT)

9. Sozialökonomische Aspekte

Gerechtes CO₂-Management:

  • Wirtschaftliche Bewertung und Lebenszyklusanalyse von CCU-Technologien (GFZ/ RIFS)

Akzeptanz:

  • Sozio-ökonomische Folgen von CCS und CCU analysieren. (IZES)
  • Gesellschaftliche Akzeptanz von CCU/CCS und CCS-Infrastruktur untersuchen, besonders im Rahmen von PtX-Prozessen. (IZES)
  • Akzeptanz von BECCS erforschen. (IZES)
  • Beobachtung des nationalen Diskurses über biobasierte NETs mittels sozialer Medien. (UFZ)
  • Untersuchung der Akzeptanz und des Vertrauens der Öffentlichkeit in biobasierte NETs. (UFZ)
  • Bewertung und Vergleich der gesellschaftlichen und institutionellen Machbarkeit einzelner biobasierter NETs (UFZ)
  • Gesellschaftliche Akzeptanz von CCS und CCS-Infrastruktur bewerten. (WI)
  • Analyse von Protestbewegungen im Energie- und Klimaschutzbereich und deren Einfluss auf die Akzeptanz innovativer Technologiepfade (WI)
  • Positionen und Wissensbedarfe der organisierten Zivilgesellschaft im CO₂-Kernnetz erforschen (WI)

10. Politik

Weiterentwicklung der SDGs der UN:

  • Arbeit an der Weiterentwicklung der Sustainable Development Goals der UN. (GFZ/ RIFS)

Entwicklung und Anpassung von Klimaregulierungen:

  • Weiterentwicklung des Klimarechts, einschließlich Regelungen zur Vermeidung von Doppelzählungen und Integration in Kohlenstoffmärkte (UFZ)

Regulatorischer Rahmen für CO₂-Entzug und -Speicherung:

  • regulatorischer Rahmen für den Umgang mit entnommenem CO2 (z.B. Genehmigungsanforderungen für DAC, technische Regulierung, Transportregulierung, Kontroll- und Monitoringregelungen, Speicherregelungen) (UFZ)
  • rechtlicher Rahmen für landnutzungsbasierte CDR-Maßnahmen in der Landwirtschaft (UFZ)
  • Erarbeitung von Anforderungen an eine Negativemissionsstrategie im Kontext der Initiative In4climate.NRW mit der NRW-Grundstoffindustrie (WI)
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Expert*innen

Dr. Niklas Martin

Geschäftsführer FVEE
Kohlenstoffmanagement
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DBFZ

Dr. Nora Szarka

DBFZ
Deutsches Biomasseforschungszentrum gGmbH
Torgauer Str. 116, 04347 Leipzig
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DLR

Prof. Dr. Christian Sattler

DLR
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
Linder Höhe, 51147 Köln
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DLR

Prof. Dr. Uwe Riedel

DLR
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.
Linder Höhe, 51147 Köln
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Fraunhofer IEG

Dr. Katharina Alms

Fraunhofer IEG
Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG
Am Hochschulcampus 1, 44801 Bochum
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Fraunhofer IEG

Tilman Cremer

Fraunhofer IEG
Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG
Am Hochschulcampus 1, 44801 Bochum
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Fraunhofer ISE

Saskia Kühnhold-Pospischil

Fraunhofer ISE
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE)
Heidenhofstr. 2, 79110 Freiburg
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Fraunhofer ISE

Peter Schossig

Fraunhofer ISE
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE)
Heidenhofstr. 2, 79110 Freiburg
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GFZ

Prof. Dr. Dirk Sachse

GFZ
Deutsches GeoForschungsZentrum Potsdam
Telegrafenberg, 14473 Potsdam
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GFZ

Dr. Cornelia Schmidt-Hattenberger

GFZ
Deutsches GeoForschungsZentrum Potsdam
Telegrafenberg, 14473 Potsdam
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IZES

Prof. Frank Baur

Ressourcennutzung, Biomassenutzung
Prof. Frank Baur - IZES
IZES
Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme gGmbH
Altenkesseler Straße 17, Geb. A1, 66115 Saarbrücken
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IZES

Juri Horst

IZES
Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme gGmbH
Altenkesseler Straße 17, Geb. A1, 66115 Saarbrücken
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Jülich

Prof. Dr.-Ing. Detlef Stolten

Jülich
Forschungszentrum Jülich GmbH
Wilhelm-Johnen-Straße, 52428 Jülich
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KIT

Prof. Dr.-Ing. Jörg Sauer

Herstellverfahren für E-Fuels
KIT
Karlsruher Institut für Technologie
Kaiserstraße 12, 76131 Karlsruhe
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KIT

Prof. Dr.-Ing. Roland Dittmeyer

Strombasierte chemische Energieträger, PtL
KIT
Karlsruher Institut für Technologie
Kaiserstraße 12, 76131 Karlsruhe
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UFZ

Dr. Danny Otto

UFZ
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung
Permoserstraße 15, 04318 Leipzig
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Wuppertal Institut

Prof. Dr. Manfred Fischedick

  • Energiesystemanalyse und Technologiebewertung
  • Energie- und Klimapolitik
  • Energieeffiziente Quartiere und Städte
  • Energiewirtschaft
  • Innovationsdynamik und Strukturwandel
Kohlenstoffmanagement
Wuppertal Institut
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Döppersberg 19, 42103 Wuppertal
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Wuppertal Institut

Dr. Peter Viebahn

  • Energiesystemanalyse
  • Energy and ressource efficiency analysis
  • Multi-kriterielle Bewertung
  • Direct Air Capture (DAC)
  • CO2-Abscheidung und -speicherung (CCS)
Wuppertal Institut
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH
Döppersberg 19, 42103 Wuppertal
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ZSW

Marc-Simon Löffler

Elektrolyse, Direct Air Capture, eFuels
ZSW
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg
Meitnerstraße 1, 70563 Stuttgart
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Begriffsklärung

Negative Emissionen (NE) werden durch menschliche Aktivitäten erzielt, die der Atmosphäre CO₂ oder andere Treibhausgase (THG) entziehen und diese möglichst dauerhaft in geologischen, terrestrischen oder ozeanischen Reservoirs oder in Produkten speichern. Diese Aktivitäten werden daher auch als CO₂-Entnahme, engl. Carbon Dioxide Removal (CDR), oder THG-Entnahme bezeichnet. Alternativ wird auch der Begriff Treibhausgasen-Senken genutzt. Die Entnahme von CO₂ aus der Atmosphäre kann durch biologische, geochemische oder durch chemische Aktivitäten erfolgen.

Negative Emissionen Technologien (NET) bezeichnen technologische Ansätze für NE.

Atmosphärisches CO₂ (z.B. CO₂ aus Direkt Air Capture-Anlagen) kann in Form von CO₂ oder Kohlenstoff in Produkten wie Grundstoffen oder Baustoffen verwendet werden und kann so zur Defossilierung unserer Volkswirtschaft beitragen. Hier spricht man von Carbon Capture and Usage (CCU). Diese Produkte können zumindest für die Nutzungsdauer, die je nach Verwendungszweck zwischen einigen Tagen und einigen Jahrzehnten liegen kann, auch als NE dienen. Zu berücksichtigen ist aber, dass das CO₂ am Ende der Produktlebensdauer wieder freigesetzt wird, nur wenn es dann abgetrennt und gespeichert wird, entsteht eine dauerhafte NE.

Um schwer vermeidbare CO₂-Emissionen bei der Zement-Produktion zu verhindern, kann das CO₂ aus dem Rauchgas entzogen werden. Dies ist keine NE, sondern eine Emissions-Vermeidung. Auch hier kann das CO₂ in Produkten nach der Abscheidung verwendet werden und zumindest für einen begrenzten Zeitraum einen Klimaschutzbeitrag leisten.

Der Begriff „Kohlenstoffmanagement“ vereint alle genannten Maßnahmen und schließt neben NE auch die Nutzung von abgeschiedenem CO₂ bzw. Kohlenstoffen (CCU) sowie die Abscheidung und Speicherung von CO₂ aus fossilen Punktquellen ein, dabei spricht man von Carbon Capture and Storage (CCS).

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