Das Sonnenlicht, das auf eine Solarzelle fällt, wird zunächst in der photoaktiven Schicht absorbiert und erzeugt dort Paare von positiven und negativen Ladungsträgern. Durch die spezielle Architektur der Solarzellen werden diese Ladungsträger dann getrennt und über die Kontakte in den äußeren Stromkreis abgeführt. Typischerweise besteht die photoaktive Schicht aus einem Halbleitermaterial.
Der Beitrag der Photovoltaik (PV) zur Stromerzeugung steigt rasant an. Weltweit waren Ende 2017 rund 450 GW an PV-Modulen installiert, davon 42 GW in Deutschland. Im Jahr 2017 deckte die PV 7 % des deutschen Nettostromverbrauchs (Datenquelle: Photovoltaics Report 2018, Fraunhofer ISE). Langfristig wird die Photovoltaik weltweit eine tragende Säule für ein nachhaltiges Energieversorgungssystem bilden.
Pluspunkte für Photovoltaik
Die Strahlung der Sonne ist unerschöpflich und übersteigt den Energiebedarf um ein Vielfaches.
Die Stromerzeugung durch Photovoltaik ist risikolos, emissionsfrei und ermöglicht eine nachhaltige Energieversorgung.
PV ist mit Stromgestehungskosten zwischen 3,7 und 11,5 €Cent/kWh in Deutschland wettbewerbsfähig, lukrativ für Investoren und zeigt Potenzial für weitere Kostenreduktion (Datenquelle: Studie zu Strom Gestehungskosten, Fraunhofer ISE, 2018).
PV hat in Deutschland und weltweit hohe Ausbaupotenziale.
PV hat von allen Stromerzeugungstechnologien die höchste Akzeptanz in der Bevölkerung.
Modularität der PV-Technik ermöglicht Anlagen nach den jeweiligen Bedürfnissen vor Ort und stufenlose Erweiterung nach Bedarf.
Deutschland nimmt weiterhin eine internationale Spitzenstellung als hochqualitativer Forschungs-und Entwicklungsstandort ein.
Potenziale für Photovoltaik
Die Preise für PV-Module sind in den letzten 25 Jahren um ca. 96 % gesunken. In Deutschland lässt sich der PV-Strom mit kleinen Aufdachanlagen bereits für unter 12 €Cent/kWh erzeugen und liegt damit deutlich unter dem Bezugsstrompreis für private Haushalte.
Der angestrebte Umbau des Energiesystems in Deutschland erfordert eine Photovoltaikinstallation bis in den dreistelligen GW-Bereich und ein jährliches Austauschvolumen von über 5 GW. Weltweit kopieren zahlreiche Länder die erfolgreiche deutsche Markteinführung, und an vielen netzfernen Einsatzorten ersetzt der PV-Strom den Strom aus Dieselgeneratoren schon aus ökonomischen Gründen.
Forschungs- und Entwicklungsbedarf für Photovoltaik
Voraussetzung für eine großmaßstäbliche Aktivierung des langjährigen Marktwachstums ist eine gute Integration in das Energiesystem in Verbindung mit weiteren Kostensenkungen. Eine nachhaltig angelegte Forschung unterstützt dabei sowohl Untersuchungen zu den Grundlagen der Materialien und Prozesse als auch Weiterentwicklungen in den konkreten Komponenten (Zellen, Module, Wechselrichter) und Systemen.
Zentrale Ziele sind die Steigerung der Wirkungsgrade und der Modullebensdauer, eine Reduzierung des Materialeinsatzes und hochproduktive Herstellungsverfahren. Da eine abschließende Bewertung der unterschiedlichen Technologieansätze im Hinblick auf langfristige Entwicklungen derzeit noch nicht möglich und der technologische Wettbewerb ein wesentlicher Treiber der Kostenreduktion ist, muss die breitgefächerte Förderung verschiedener Technologien beibehalten werden:
Grundlagenforschung
Zur Kostensenkung sind auch vollkommen neue physikalische Ansätze zu verfolgen. Exemplarisch dafür sind:
Entwicklung von Stapelsolarzellen zur günstigeren Ausnutzung des spektral breit verteilten Sonnenlichts
Entwicklung neuer Bauelementstrukturen von Solarzellen
Solarzellen mit hochstrukturierten Absorbern und Nanostrukturen in der Fläche zur Verringerung von Reflexionsverlusten, zur Verbesserung der Kristallqualität oder zur Materialeinsparung
Entwicklung des Photonenmanagements
neue Materialsysteme und Halbleitertechnologien
Kristalline Siliziumsolarzellen
die Silizium-Wafer-Technologie besteht in der Prozessierung von monokristallinen oder multikristallinen Scheiben mit einer Dicke von unter 200 μm
die kristalline Siliziumtechnologie dominiert weiterhin den deutschen und weltweiten Photovoltaik-Markt aufgrund der großen Fortschritte bei der Steigerung des Solarzellenwirkungsgrades so wie bei der Kostenreduktion in der Herstellung der Silizium-wafer, Solarzellen und Module
die Silizium-Photovoltaiktechnologie ist über lange Jahre erprobt und zeichnet sich durch eine hohe Zuverlässigkeit aus.
Trotz der enormen Fortschritte dieser Technologie gibt es noch sehr große Kostenreduktionspotenziale, die nur durch Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen erschlossen werden können:
a. Höhere Wirkungsgrade, zum Beispiel durch
neuartige Solarzellenstrukturen mit geringeren optischen und elektrischen Verlusten
extrem dünne Beschichtungen zur Verbesserung der Oberflächeneigenschaften
Verbesserung der Materialeigenschaften von Silizium
Photonenmanagement
Stapelsolarzellen auf Basis von Standard-Silizium-Solarzellen in Kombination mit anderen Halbleitern, um einen höheren Wirkungsgrad zu ermöglichen
b. Einsparung und Substitution von kostentreibenden Materialien, insbesondere
kostenreduzierte Herstellung von Solar-Silizium (Solar-Grade-Si) und sägefreie Wafertechnologien
Prozessierung dünnerer Silizium-Wafer (120 µm) bis hin zu ultradünnen Wafern (< 80 µm)
Ersatz von Silber als Leitermaterial
c. Entwicklung kostengünstiger hochproduktiver Techniken
thermische Verfahren
nass- und plasmachemische Verfahren
hochgenaue laser- und druckbasierte Verfahren
Dünnschichtsolarzellen
Bei Dünnschichtmodulen bestehen die photoelektrisch aktiven Schichten aus nur wenigen Mikrometer dünnen Materialen, die großflächig abgeschieden werden. Die Technologien arbeiten mit verschiedenen Absorbermaterialien wie CIS-/CIGS, CdTe und GaAs, kristallinem Silizium sowie alternativen Materialien wie Perowskiten und Kesteriten.
Dünnschichtmodule benötigen zur Herstellung wenig Energie und Material.
Bestimmte Dünnschichttechnologien können auch schwache Lichtverhältnisse gut nutzen und bringen bei hohen Temperaturen gute Leistung.
Aufgrund der Effizienzrekorde im Labor gilt die CIGS-Technologie als eine der Dünnschichttechniken mit dem größten wirtschaftlichen Potenzial.
Kostensenkungen können erreicht werden durch:
Skalierungseffekte
optimierte, effizientere Produktionstechnologien
Verringerung des Materialeinsatzes
Umsetzung der hohen Laborwirkungsgrade in die Modulproduktion
direkte Gebäudeintegration
alternative Substrate (Polyimid- und Stahlfolien) für die Rolle-zu-Rolle-Prozessierung
Entwicklung und Optimierung neuer Materialien wie Kesterit-Solarzellen
Organische und gedruckte Solarzellen
Solarzellen auf der Basis von Halbleitergemischen in Lösung können mit Hilfe von Drucktechniken auf flexiblen Substraten großflächig hergestellt werden.
Aktuelle Entwicklungen mit einer deutlichen Steigerung der Wirkungsgrade und Lebensdauern zeigen, dass gedruckte Solarmodule auch jenseits von Nischenanwendungen großes Potenzial aufweisen.
Organische Solarzellen (OPV) lassen sich in Fassaden einbauen; semi-transparente Module können sogar in Fenster integriert werden.
OPV verwenden umweltfreundlicher Rohstoffe, können unproblematisch entsorgt werden und haben niedrige Energierücklaufzeiten von nur wenigen Monaten.
Für die weitere Entwicklung organischer Solarzellen werden folgende Bereiche bearbeitet:
Evaluierung neuer aus der Flüssigphase prozessierbarer Halbleitersysteme mit verbesserter Anpassung an das Solarspektrum und optimierten Ladungstransporteigenschaften
Weiterentwicklung selektiver Schichten zwischen Elektrode und Absorber
Verbesserung bestehender kostengünstiger Solarzellkonzepte und organischer Tandemsolarzellen
Angepasste Produktionstechnologien wie zum Beispiel Rolle-zu-Rolle-Prozessierung
Verbindungstechnologie
Verkapselung insbesondere flexibler Solarzellen
Verbesserung der Stabilität und Lebensdauer
Lichtmanagement
Perowskit-Solarzellen
Die noch junge Technologie nutzt das Know-how zu OPV und deren Aufbau, ersetzt jedoch die lichtabsorbierende Schicht durch Methylammonium-Bleijodid, einem organisch-anorganischen Kristall.
Mit Perowskiten werden im Labor Wirkungsgrade von über 20 % erzielt, wobei ähnliche und kostengünstige Herstellungsprozesse wie bei der OPV zum Einsatz kommen
Die beiden größten Herausforderungen auf dem Weg zur Marktreife sind
• die derzeit noch viel zu geringe Langzeitstabilität (u. a. ist der Kristall wasserlöslich)
• die Giftigkeit des Bestandteils Blei, den man möglichst durch einen alternativen Stoff ersetzen sollte
Für Lösungsvorschläge ist ein tiefer gehendes Verständnis der Wirkungsprinzipien der noch jungen Perowskit-Technologie erforderlich.
Konzentratorsolarzellen
Bei der PV-Konzentrator-Technologie wird das Sonnenlicht mittels einer Optik gesammelt und auf eine sehr kleine Solarzellenfläche gebündelt.
so wird im PV-System teures Halbleitermaterial eingespart und es können die effizientesten Solarzellen (industriell gefertigte Mehrfachsolarzellen auf Basis von III-V-Halbleitern mit über 42 % Wirkungsgrad) eingesetzt und die inhärenten Vorteile hoher Ladungsträgergenerationsraten genutzt werden
die PV-Konzentratortechnologie eignet sich besonders für Kraftwerke an Standorten mit viel direkter Sonneneinstrahlung.
Zur Kostensenkung werden folgende Forschungsschwerpunkte bearbeitet:
Solarzellenstrukturen für höchste Leistungsdichten (bis 2000 Sonnen)
kostengünstige industrielle Fertigungstechnologien der Solarzellen und der konzentrierenden Optik
Anpassung von Konzentratoroptik und Solarzelle, innovativer Modulbau
höhere Wirkungsgrade der Solarzellen
Erforschung neuer Materialien
Modultechnologie
Nach der elektrischen Verschaltung der Einzelsolarzellen sorgt die Verkapselung dafür, dass Solarmodule auch unter extremen Klimabedingungen langfristig betrieben werden können und ermöglicht die sichere Montage.
Forschungs- und Entwicklungsfragen sind unter anderem:
Modultechnologien mit deutlich reduzierten Material- und Systemkosten
Entwicklung von Hochleistungsmodulen mit hohem Flächenertrag
verlustarme elektrische Verschaltungsmethoden und optisch effiziente Einkapselung
deutlich gesteigerte technische Lebensdauern der Module für neue PV-Technologien
Modultechnologien für spezielle Anwendungen, insbesondere für die Gebäudeintegration
Gebrauchsdauer und Modulprüfung
Die erwartete Langzeitstabilität der Photovoltaik-Module muss für unterschiedlichste Klimabedingungen in geeigneten Alterungstests untersucht werden:
Analyse und Modellierung von Alterungsmechanismen und deren Wechselwirkung
Korrelation von natürlicher Alterung, beschleunigter Alterung und Prozessmodellen für die Degradation
Verbesserung von Prüfverfahren und deren Weiterentwicklung für neue PV-Technologien
Modellrechnung zur Alterung und zur Schadensbildung bei PV-Modulen
Photovoltaische Kraftwerke und Systemtechnik
Photovoltaische Kraftwerke sind in Deutschland leistungsfähige und zuverlässige Stromlieferanten. Sie werden sowohl in Deutschland als auch weltweit eine tragende Rolle im zukünftigen Energiemix spielen.
Breite Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen sind erforderlich:
präzise Leistungs- und Ertragsprognosen von PV-Kraftwerken
Steigerung der Performance Ratio (Verhältnis zwischen maximal möglichem und tatsächlich erreichten Ertrag) insbesondere für neue PV-Technologien
Verstetigung der Stromproduktion im Tagesverlauf durch Erzeugungs-, Speicher- und Lastmanagement im Verteilnetz
Technologieentwicklung zur Senkung der Systemkosten bei Material, Montage, Wechselrichter und allgemeine Elektroinstallation.
Wartung und Zustandsdiagnose von Solarkraftwerken
PV-Wechselrichter und Smart-Grid
Neben der Einspeisung von PV-Energie ins Netz können PV-Wechselrichter auch lokale Energiespeichersysteme steuern und zudem zur Spannungsstabilisierung im Stromnetz und zur Erhöhung der Übertragungskapazität beitragen. Darüber hinaus sollen PV- und Batteriewechselrichter zunehmend netzbildend agieren, um diese Funktion der konventionellen Kraftwerke zu unterstützen, damit sie langfristig ersetzt werden können.
Forschungs- und Entwicklungsfragen sind u.a.:
angepasste Wechselrichterlösungen zur Optimierung der Lastflüsse zwischen fluktuierenden und regelbaren Erzeugern, zeitabhängigen Verbrauchern und Speichern
Entwicklung von kostengünstigen multifunktionalen „intelligenten“ PhotovoltaikWechselrichtern, um lokal und regional die Lastflüsse zwischen fluktuierenden Erzeugern, zeitabhängigen Verbrauchern, Speichern und schnell regelbaren Stromerzeugern zu optimieren
weitere Kostensenkung von Wechselrichtern sowie Steigerung der Zuverlässigkeit und Lebensdauer auf das Niveau von PV-Modulen
Entwicklung von Algorithmen und Simulationen zur Steigerung der Eigenverbrauchsquote beim Zusammenspiel von PV-Anlage, Batteriespeicher und Wärmepumpe sowie für deren netzdienlichen Betrieb
neben klassischen Freiflächen- und Aufdachsystemen bieten gebäudeintegrierte Anlagen ein hohes Flächenpotenzial. Um dieses Potenzial effektiv zu nutzen, bedarf es multifunktionaler Fassadenelemente sowie neuer Ansätze zur Verschaltung der Module zur Gebäudeintegration.
Lebenszyklusanalyse und Recycling
Mit wachsenden Produktionskapazitäten für Solarzellen spielen Fragen des Recyclings, der technischen Lebensdauer und der Energierücklaufzeiten eine wichtige Rolle und sind zunehmend Gegenstand von Forschungs- und Entwicklungsprojekten:
Reduktion von Material- und Energieeintrag bei der Herstellung
Wiederverwertbarkeit der photovoltaischen Elemente und Materialien
Energiemeteorologie
Solarressourcen-Bewertung und spektral hochaufgelöste Solarstrahlungsdaten für die nächste Generation von PV-Technologien
Aktuelle Materialien
Hier sehen Sie einzelne Artikel zum Thema „Photovoltaik“. Eine komplette Übersicht über alle Publikationen finden Sie im Publikationsbereich.
Artikel aus "Forschungspolitische Papiere des FVEE"
Ausbaudeckel für Photovoltaik behindert erfolgreiche Klimapolitik
Der im EEG von 2012 festgelegte Stopp der Einspeisevergütung durch den 52 GW-Deckel läuft dem erforderlichen massiven Ausbau der Photovoltaik…
Empfehlung zur Photovoltaik-Forschungsförderung
Die in Deutschland bestehende gute Verzahnung von PV-Forschung und PV-Industrie ist eine sehr günstige Voraussetzung dafür, dass unser Land auch…
FVEE-Positionspapier: Erneuerbare Energien im Wärmesektor – Aufgaben, Empfehlungen und Perspektiven
Mit diesem Positionspapier möchte der FVEE einen Beitrag leisten zu einer fundierten Diskussion über adäquate Politikinstrumente für die Wärmewende. Es…
Artikel aus "Themenhefte"
Themen 2023 – Forschung für ein resilientes Energiesystem in Zeiten globaler Krisen
Diese Broschüre informiert über die Forschungsthemen im FVEE zu: Energiebereitstellung Systemkomponenten Energienutzung Energiesystemgestaltung Außerdem finden Sie hier die Ziele des…
Artikel aus "Vortragsfolien"
Ein neuer Horizont für die Photovoltaik in Europa (Min – ISFH)
Fortschritte und Herausforderungen der Perowskit-Tandem-Photovoltaik auf dem Weg zur Marktreife (Paetzold – KIT)
Renaissance der PV-Fertigung in Europa – Chancen, Risiken und Herausforderungen (Rentsch – ISE)
4.3 Hocheffiziente Solarzellen durch selektive Kontakte
Artikel aus "Publikationen anderer"
Current and Future Cost of Photovoltaics (Feb. 2015)
Fraunhofer ISE (2015): Current and Future Cost of Photovoltaics. Long-term Scenarios for Market Development, System Prices and LCOE of Utility-Scale…
ZSW u.a.: Stromerzeugung aus Solarer Strahlungsenergie – Zwischenbericht
Vorbereitung und Begleitung der Erstellung des Erfahrungsberichts 2014 gemäß § 65 EEG im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und…
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Expert*innen
CAE
Andreas Stephan
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